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Wird Boniface zur Gefahr?

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Wird Boniface zur Gefahr?

Victor Boniface hat es derzeit nicht leicht: Lange verletzt, Wechsel geplatzt, Stammplatz verloren und dann kommt ihm auch noch sein eigener Mitspieler Emiliano Buendía in die Quere. So verliert der Nigerianer die Nerven - und sorgt nicht zum ersten Mal für Ärger.
Victor Boniface geht beim Sieg von Bayer Leverkusen in Frankfurt seinen eigenen Mitspieler an. Der Stürmer muss anschließend mehrmals beruhigt werden.
ntrettin
Victor Boniface hat es derzeit nicht leicht: Lange verletzt, Wechsel geplatzt, Stammplatz verloren und dann kommt ihm auch noch sein eigener Mitspieler Emiliano Buendía in die Quere. So verliert der Nigerianer die Nerven - und sorgt nicht zum ersten Mal für Ärger.

Eigentlich war es ein durchweg gelungener Samstagabend für Bayer Leverkusen. Flutlichtatmosphäre, Topspiel in Frankfurt, das direkte Duell Dritter gegen Zweiter. Gerade ist die Werkself drauf und dran, den ersten Verfolger zu deklassieren, führt zu Beginn der Nachspielzeit mehr als deutlich mit 4:1. Dem 29. Bundesliga-Auswärtsspiel in Folge ohne Niederlage steht nichts im Wege, die Welt des Double-Gewinners scheint in diesen Sekunden heil. Doch plötzlich, wie aus heiterem Himmel, kracht es. Nicht aber etwa mit Spielern der Eintracht, sondern teamintern. Untypisch.

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Wie die TV-Kameras aufnahmen, ging der spät eingewechselte Victor Boniface wütend und mit erhobenem Zeigefinger auf den ebenfalls kurz zuvor in die Partie gekommenen Emiliano Buendía zu, der abwinkte und demonstrativ den Kopf schüttelte. Boniface schubste ihn daraufhin sogar, sodass sich die beiden Verteidiger Nordi Mukiele und Jonathan Tah gezwungen sahen, deeskalierend auf den empörten Mittelstürmer einzuwirken. Selbst nach dem Schlusspfiff klang der Ärger noch nach. Auslöser war, dass sich die Streithähne bei einem Schussversuch gegenseitig behinderten.

Victor Boniface sorgt immer wieder für Unruhe
Victor Boniface sorgt immer wieder für Unruhe

Trainer Xabi Alonso versuchte, dem Gerangel so wenig Bedeutung wie möglich beizumessen. „Die Stürmer wollen Tore schießen. Wir werden darüber reden, ja. Aber das kann passieren“, bemühte sich der Spanier, den beeindruckenden Sieg nicht in den Hintergrund rücken zu lassen und versicherte, Ruhe bewahren zu wollen. Dennoch fällt erneut auf: Nebenkriegsschauplätze gab es in Leverkusen seit Alonsos Ankunft so gut wie keine. Wenn aber doch mal jemand aus der Reihe tanzt, dann war Boniface erstaunlich oft involviert. Mal aus eigenem Dazutun, mal unverschuldet. Seine Akte ist inzwischen prall gefüllt - mit negativen Einträgen, wohlgemerkt.

Boniface fällt nicht zum ersten Mal negativ auf

Angefangen hatte es mit dem Eklat im Supercup gegen Stuttgart, als Boniface der VfB-Bank den Mittelfinger zeigte und vom DFB gesperrt wurde. Wenig später folgten die Diskussionen um seinen Hose-runter-Jubel in Hoffenheim, sein schwerer Auto-Unfall als Beifahrer und eine gefilmte Fahrt samt Handy am Steuer, während er bei Tempo 140 auf der Autobahn Nachrichten las. Im Januar sorgte dann sein geplatzter Wechsel zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien für Wirbel, jetzt der von ihm ausgelöste Streit mit Buendía, bei dem wohl nur die eingreifenden Mitspieler einen öffentlichen Skandal verhinderten.

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Jedenfalls wurde der Unruhestifter in Frankfurt beim Gang zu den Fans vorsichtshalber von Jeremie Frimpong und Alonso eskortiert, auch Granit Xhaka hielt sich jederzeit in unmittelbarer Nähe zu Boniface auf. „Mittlerweile hat sich das beruhigt. Ich habe Boni bislang nicht dazu interviewt“, sagte Sportchef Simon Rolfes nachher, „wir wollen Spieler, die lebhaft und ehrgeizig sind. Dass es auch mal ein bisschen Reibung gibt im Spiel und im Training, ist dann so. Trotzdem muss man sich danach wieder die Hand geben. Dann ist es auch in Ordnung. Was Boni lassen muss, dass er ihn wegschubst, das braucht man nicht.“

Dass sich Alonso demonstrativ vor den sensiblen Boniface stellte, ist nachvollziehbar und logisch. Gerade vor dem so wichtigen Champions League-Achtelfinale gegen den FC Bayern sollen bloß keine unnötigen Brandherde entstehen. Gleichwohl zeigen die Worte von Rolfes einmal mehr: Die häufig gewordenen Aussetzer des 24-Jährigen werden intern kritisch gesehen. Dass seine Körpersprache zudem schon seit Monaten nicht die beste ist, kommt erschwerend dazu - und kann im Laufe der restlichen Saison zur Gefahr für Bayer werden. Leben innerhalb eines Teams zu haben ist schön und gut, Ego-Anfälle eher das komplette Gegenteil davon.

Boniface muss sich hinter Schick anstellen

Warum Boniface überhaupt frustriert wirkt? Weil die Saison für ihn persönlich bei weitem nicht so verläuft, wie er es sich erhofft hatte. Als Stürmer Nummer eins gestartet, verletzte sich der Nigerianer im November am Oberschenkel und verpasste elf Spiele. Gleichzeitig startete sein formstarker Konkurrent Patrik Schick durch und lief ihm den Rang ab. Boniface dagegen wurde zuletzt - wenn überhaupt - nur noch mit Kurzeinsätzen vertröstet: In Frankfurt stand er 13 Minuten auf dem Feld, eine Woche vorher in Kiel waren es sieben, davor schmorte er gegen die Bayern 90 Minuten auf der Bank.

Eine Situation, die Boniface seit seinem Wechsel nach Leverkusen nie erlebt hat. Normalerweise hieß es: Ist der bullige Torjäger körperlich fit, ist er auch gesetzt. Das hat sich nun geändert und nagt sichtlich an ihm. Dass Alonso zu den jüngsten Querelen sagte, er wolle aus so einer kleinen Sache keine allzu große machen, ist das eine. Andersrum ist Boniface mittlerweile eine Art Wiederholungstäter, die Summe der Fehltritte sind es, was ihn vor allem bei den Fans in ein immer schlechteres Licht rückt. Und weil es ständig Nebengeräusche sind, die so unnötig erscheinen. Beim Stand von 4:1 in der Nachspielzeit den eigenen Mitspieler attackieren? Absolut daneben.

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Seine sportlichen Qualitäten sind nach wie vor unbestritten. Boniface ist mit seinem spektakulären Stil ein einzigartiger Stürmer, der allein in der vergangenen Double-Saison 21 Mal traf und zehn Tore vorbereitete. Sollte sich in seinem Kopf aber nicht bald etwas ändern, wäre eine Trennung im Sommer dennoch keine Überraschung. Einen starken Boniface kann Bayer jederzeit gebrauchen, einen Störenfried im Kampf um die Titel hingegen nicht. Potenzielle Abnehmer gäbe es wohl genug: Mit Newcastle United ist Medienberichten zufolge auch der nächste Scheich-Klub an Boniface interessiert.